Brüssel, 19. November 2025 – Die Europäische Union tritt in eine neue Phase der Modernisierung der Zahlungssysteme ein, mit dem Inkrafttreten der zweiten Phase der Verordnung über Instant-Zahlungen im Euro-Raum und dem Fortschritt der Verhandlungen über das Gesetzespaket PSD3/PSR. Die Botschaft wurde von der Kommissarin Maria Luísa Albuquerque in einer Videoansprache auf der zehnten Jahrestagung der Europäischen Föderation der Zahlungsinstitute (EPIF) übermittelt.
Laut der Kommissarin verändert die aktuelle Welle der Innovation im Zahlungssektor, von Open Banking und europäischen digitalen Geldbörsen bis hin zu Embedded-Finance-Lösungen, die Art und Weise, wie Bürger und Unternehmen Transaktionen durchführen. Diese Veränderung, so sagt sie, muss von einem modernen rechtlichen Rahmen und wettbewerbsfähigen Infrastrukturen auf europäischer Ebene begleitet werden.
Ein Schlüsselmoment war das Inkrafttreten, am 9. Oktober, der zweiten Phase der Verordnung über Instant-Zahlungen. Zahlungsdienstleister im Euro-Raum sind verpflichtet, Überweisungen in wenigen Sekunden, zu jeder Zeit und ohne zusätzliche Kosten im Vergleich zur Standardüberweisung anzubieten. Für Verbraucher stehen die Gelder sofort zur Verfügung, und für Unternehmen werden die Cashflows und die Beziehung zu den Kunden vereinfacht. Darüber hinaus müssen Anbieter eine kostenlose IBAN-Prüfung anbieten, eine Maßnahme, die darauf abzielt, Betrug erheblich zu reduzieren.
Die neuen Regeln ermöglichen es auch Zahlungsinstituten und elektronischen Geldinstituten, direkt an den Zahlungssystemen im Euro-Raum teilzunehmen. Die Kommission betrachtet diese Veränderung als einen „Game Changer“ für den Wettbewerb, da sie die Abhängigkeit von der Bankenvermittlung verringert und neuen Akteuren ermöglicht, effizientere Dienstleistungen mit direktem Zugang zu Zahlungssystemen anzubieten.
Auf legislativer Ebene befinden sich die Diskussionen über die dritte Zahlungsdiensterichtlinie (PSD3) und die Verordnung über Zahlungsdienste (PSR) in einem fortgeschrittenen Stadium. Die Kommissarin bestätigte den gemeinsamen Willen der europäischen Institutionen, bis Ende des Jahres zu einer Einigung zu gelangen, wies jedoch darauf hin, dass komplexe Themen, insbesondere im Zusammenhang mit Online-Betrug und der Verteilung der finanziellen Verantwortung zwischen Plattformen, Suchmaschinen, Banken und Händlern, weiterhin offen bleiben. „Betrug kann überall im digitalen Ökosystem auftreten“, warnte sie und wies auf die Notwendigkeit ausgewogener Lösungen zwischen dem Schutz der Verbraucher und den Kosten hin, die die Industrie tragen muss.
Ein weiterer zentraler Punkt der Rede betraf die europäische Souveränität im Bereich der Zahlungen. Albuquerque wies darauf hin, dass, obwohl der europäische Zahlungssektor innovativ und wachsend ist, viele Lösungen weiterhin von Anbietern außerhalb der EU abhängig sind, insbesondere im Bereich der internationalen Kartensysteme. Daher hält die Kommission die Stärkung paneuropäischer Initiativen für entscheidend. In diesem Sinne wurde die Ankündigung über die Zusammenarbeit und Interoperabilität zwischen EuroPA und der European Payments Initiative (EPI) als wichtiger Schritt in Richtung eines integrierteren und wettbewerbsfähigeren europäischen Marktes präsentiert.
Abschließend betonte die Kommissarin, dass die EU eine Kombination aus öffentlichen und privaten Lösungen benötigt, um ihre strategische Autonomie in der Zahlungsinfrastruktur zu stärken. Sie dankte den Teilnehmern und ermutigte sie, aktiv zu den Debatten beizutragen, die das europäische Zahlungsmodell im nächsten Jahrzehnt beeinflussen werden.