Brüssel, 6. November 2025 — Der italienische Journalist Gabriele Nunziati, Korrespondent bei der Agenzia Nova, wurde entlassen, nachdem er während einer Pressekonferenz der Europäischen Kommission eine Frage zu Israel gestellt hatte. Die Entscheidung hat Reaktionen von italienischen Journalistenverbänden und internationalen Organisationen ausgelöst, die sie als direkten Angriff auf die Meinungsfreiheit und die journalistische Unabhängigkeit betrachten.
Der Vorfall ereignete sich Anfang Oktober, als Nunziati den Sprecher der Kommission fragte, ob die Institution eine Position zu den Aktionen der israelischen Regierung im Gazastreifen habe, im Kontext der Vorwürfe über Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. Die von Nunziati gestellte Frage: „Wenn Russland für den Wiederaufbau der Ukraine zahlen muss, glauben Sie, dass auch Israel für den Wiederaufbau Gazas zahlen sollte?“ erhielt während der Pressekonferenz keine Antwort. Kurz nach der Pressekonferenz informierte die Redaktion der Agenzia Nova, dass sie die Zusammenarbeit mit ihm ebenfalls einstellen werde, und berief sich auf einen „Verstoß gegen die redaktionellen Richtlinien“.
Die Internationale Journalistenföderation (IFJ) und die Europäische Journalistenföderation (EFJ) haben die Entscheidung öffentlich verurteilt und die sofortige Wiedereinstellung des Journalisten gefordert. „Die Entlassung eines Reporters für eine Frage an eine europäische Institution ist inakzeptabel und gefährdet die Pressefreiheit“, erklärten die beiden Organisationen in einer gemeinsamen Mitteilung.
Der Journalistenverband Italiens hat angekündigt, den Fall zu prüfen, und erinnerte daran, dass die Tätigkeit von akkreditierten Reportern in Brüssel durch die Charta der Grundrechte der Europäischen Union geschützt ist, die die Informationsfreiheit garantiert. „Die Fragen von Journalisten dürfen nicht zensiert oder aus politischen Gründen bestraft werden“, stellte die Organisation klar.
Der Fall Nunziati hat in Italien umfangreiche Debatten ausgelöst, wo mehrere Redaktionen und Gewerkschaften einen zunehmenden politischen Druck auf die Presse angeprangert haben. Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen belegt Italien im Jahr 2025 den 46. Platz im weltweiten Ranking der Pressefreiheit, was einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt.